Donnerstag, 21. Mai 2015

Bedrohen die Stromzähler der Zukunft unsere Freiheit?

Von René Mono

Bald schon sollen intelligente Stromboxen exakte individuelle Verbraucherprofile erstellen. Das erleichtert zwar die Netzplanung und spart Kosten. Doch macht den Bürger abhängig vom eigenen Profil. Die Probleme beginnen, wenn er plötzlich davon abweicht und sich zum Beispiel verliebt.

Mit dem Energieverbrauch verhält es sich wie mit der Diskriminierung: Betrachtet man nur Mittelwerte, bleibt vieles unentdeckt. Benachteiligungen sind oft erst dann sichtbar, wenn gesellschaftliche Gruppen einzeln unter die Lupe genommen werden. Ähnlich ist es beim Strom. Bisher blieben spezifische Verbrauchsmuster bei einzelnen Privatkunden verborgen. Denn derzeit geht man davon aus, dass alle Privatverbraucher – gemäß dem  „Standardlastprofil“ – exakt zur gleichen Zeit die gleiche Menge Strom verbrauchen.

Doch eine unlängst veröffentliche Studie zeigt: Die tatsächliche Belastung unserer Stromnetze weicht in einzelnen Regionen um bis zu 30 Prozent vom angenommenen Durchschnitt ab. Trotzdem basiert die Planung des Netzausbaus noch immer auf Durchschnittswerten. Hinzu kommt: Viele Standardlastprofile sind fast 20 Jahre alt. Weder die gestiegene Erwerbstätigkeit von Frauen, noch der Trend zur Selbstversorgung mit Solarstrom sind eingerechnet.   


Wechselstromzähler

Angezält: Stromzähler erstellen bald ganz persönliche Verbraucherprofile

Die Zeit der Datenarmut im Energiebereich geht zu Ende


Wenn es nach den Stromanbietern geht, soll mit dem Mittelwertdenken nun endgültig Schluss sein. Ein großer überregionaler Versorger will die dummen Stromzähler endlich klug machen und plant, noch in diesem Jahr eine intelligente Strombox auf den Markt zu bringen. Das Unternehmen setzt dabei auf Algorithmen, die berechnen, welches Gerät wie viel Strom verbraucht.


So wird es möglich, die Elektro-Übeltäter im eigenen Haushalt zu identifizieren. Ein Kühlschrank, der leise aufgibt, eine Waschmaschine, die verkalkt – all dies lässt sich bald mit der digitalen Analyse des Stromverbrauchs frühzeitig erkennen. In der Stromanbieter-Sprache nennt  sich dieses Verfahren „Disaggregation“.

Lange war die Datenarmut im Energiesektor kein Problem. In einer Grundlastwelt sorgten Kern- und Kohlekraftwerke für einen stabilen Stromfluss. Abweichungen einzelner Stromkunden von der Norm waren unbedeutend. Doch dies ändert sich mit der Energiewende. Ungenauigkeiten können wir uns nicht mehr leisten. Wind- und Sonnenenergie schwanken ständig. Von einer Stunde auf die andere kann der Wind abflauen oder die Sonne verschwinden. Der Verbrauch muss flexibel auf Schwankungen reagieren.


Mit entsprechenden Daten lassen sich Unter- und Überversorgungen vorhersagen

Wenn dies nicht gelingt, sind Pannen wie zu Weihnachten 2012 vorprogrammiert. Damals schien in Süddeutschland am 24. Dezember bei über 20 Grad die Sonne am wolkenlosen Himmel. Die Photovoltaik-Anlagen erzeugten über fünf Gigawatt-Strom – ein ungewöhnlich hoher Wert für Ende Dezember. Die Menschen schalteten ihre Elektroheizungen aus und gingen an die laue Luft. Abweichungen dieser Art sieht das Standardlastprofil der Stromunternehmen im Winter allerdings nicht vor. Und insgesamt gab es viel zu viel Strom im Markt – mit  dramatischen Folgen an der Strombörse.

Stromhändler zahlten fast 75 Millionen Euro drauf. Wer in der Lage war, eine Megawattstunde Strom zu verbrauchen, erhielt dafür bisweilen über 230 Euro. Nur Privatverbraucher konnten davon nicht profitieren. Denn sie bezahlen ihren Strom in starren Tarifen.  

In einer intelligenten Stromwelt mit detaillierter Verbrauchsmessung wäre es anders gelaufen. Mit der massenhaften Analyse individueller Verbrauchsdaten nach dem Prinzip Big Data hätte man exakt berechnen können, welche Verbraucher über Weihnachten tatsächlich Strom abnehmen können – Rohstoffe wären nicht verschwendet, finanzielle Schäden verhindert worden.

Weihnachten 2012 ist ein Lehrstück: Gutes Energiemanagement hängt vor allem von der Genauigkeit der Prognosen ab.

Und diese lässt sich durch Big Data erheblich steigern. Über Monate hinweg und trotzdem bis ins Detail präzise kann analysiert werden, wer wann wie viel Energie benötigt und inwieweit sich die Nachfrage aus Wind und Sonne decken lässt. Mit entsprechenden Daten lassen sich Unter- und Überversorgungen bis auf die einzelne Kilowattstunde und je nach Region vorhersagen. So wird eine genaue Planung möglich, wann sich wie viele Verbraucher der Sonne und dem Wind anpassen können.    


Die begonnene digitale Vermessung unserer Stromkreise wirft ethische Fragen auf

Statt eines Standardlastprofils für alle wird es künftig also hunderte, vielleicht sogar tausende unterschiedlicher Profile geben, auf denen die Prognosen zum Stromverbrauch basieren. Diese werden aber nicht nur die Stromnachfrage betreffen, sondern auch die Wärmenutzung und das Mobilitätsverhalten erfassen.    

Die begonnene digitale Vermessung unserer Stromkreise hat auch ihre Schattenseiten. Neben dem Schutz der Privatsphäre stellt sich die Frage, wie wir mit Abweichungen vom Normverhalten umgehen – zum Beispiel bei der für diesen Artikel erfundenen Verbraucherin Elena Müller.


Es kostet Geld, wenn man sich nicht verhält wie gewöhnlich

Frau Müller ist eine von rund 1.500 Deutschen im Profil Pendlerin mittlerer Distanz, mit Schönwetter-Outdoor-Aktivitäten und kalter Wochentagsküche. Elena verlässt ohne Frühstück zwischen 6.45 Uhr und 7.00 Uhr das Haus und legt 15 Kilometer zur Arbeit mit dem Elektroauto zurück. Dienstags und Donnerstags geht sie – nur wenn es kalt ist – ins Fitnessstudio. Bei einer Temperatur von mehr als 15 Grad fährt sie direkt von der Arbeit zur zehn Kilometer entfernten Joggingstrecke. Unter der Woche bleibt die Küche kalt. Wenn sie frei hat, fährt sie immer Fahrrad – außer in Stunden mit mehr als 0,2 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter pro Stunde.

So entsteht ein vollumfängliches Verbraucherprofil von „Elena Müller“, in dessen Rahmen sie kaum Energiekosten hat. Die Probleme fangen erst an, wenn sie Dinge anders macht. Elena verliebt sich. Sie nimmt sich an einem Dienstagmorgen spontan frei und entscheidet sich zu einem romantischen Frühstück. Natürlich muss sie am gleichen Abend von ihrem Abenteuer berichten. Sie lädt spontan zehn Freundinnen zu einem Vier-Gänge-Menü ein. Den notwendigen Einkauf erledigt sie nachmittags mit dem Elektroauto – eine Fahrt von 50 Kilometern bis zum besten Delikatessengeschäft der Region. Außerdem verzichtet sie auf das Joggen, obwohl es über 20 Grad sind.

Elena Müller handelt im völligen Gegensatz zu ihrem gewöhnlichen Profil. Dafür muss sie zahlen – und zwar sowohl für die Energie, die sie außerplanmäßig verbraucht, als auch dafür, dass sie Energie nicht abgenommen hat.


Die Gemeinschaft spart Strom – und der Verbraucher bezahlt mit seiner Wahlfreiheit

Spontaneität und Ausbruch aus der Routine werden Geld kosten. Verbraucher werden bestraft, wenn ihr Verhalten schwer vorhersehbar ist. Die Gemeinschaft als Ganzes kann so deutlich Strom einsparen. Aber leidet darunter nicht die Willensfreiheit? Wer möchte sich schon die Wahlfreiheit beim Waschgang nehmen lassen?

Hinzu kommt ein ganz konkretes Dilemma: Die Deutschen lieben die dezentrale Energiewende. Sie wollen ihre Energie selbst erzeugen, weil es Autonomie verspricht. Niemand möchte von großen Energieversorgern und ihren Entscheidungen abhängig sein. Doch je dezentraler die Energiewende wird, desto notwendiger ist die digitale Vermessung und Profilbildung à la Big Data. Doch indem Big Data abweichendes Handeln sanktioniert, entsteht wiederrum eine neue Form der Abhängigkeit – diesmal vom eigenen Datenprofil. Sorgfältig zwischen dem abzuwägen, was die Energiewende erfordert, und dem, was sie uns an Freiheiten nimmt, ist eine Herausforderungen der kommenden Jahre.

Und auch eine weitere Entscheidung ist zu treffen. Unsere Energie-Infrastruktur wird – ebenso wie das Gesundheitssystem – bisher solidarisch finanziert. Ob einzelne Privatverbraucher das Gesamtsystem mehr in Anspruch nehmen als andere, war bisher unmöglich zu überprüfen. Schon alleine deshalb, weil schlicht keine Daten gesammelt werden.


Wer zu viel verbraucht, wird bestraft

Doch dies wird sich ändern. Big Data deckt auf, inwieweit jeder einzelne mit seinem Verhalten einen Beitrag zur Energiewende leistet oder eben nicht. Wenn Elena Müller notorisch bei Windstille den Trockner anwirft, stellt sie sich gegen die Energiewende. Ihr Verhalten wird in Zukunft bestraft werden.
Das erscheint nur gerecht. Aber wie ist damit umzugehen, wenn Elena nicht anders kann? Bedeutet Solidarität nicht, dass die Gemeinschaft bis zu einem gewissen Grad die Fehler und Schwächen einzelner auffängt und ausgleicht? Sollten wir dieses Prinzip nicht auch im Energiesystem aufrechterhalten? 
Willensfreiheit und Handlungsautonomie, Gerechtigkeit und Solidarität – die durch Big Data erreichbare Auflösung des individuellen Energieverhaltens zwingt uns, diese Begriffe neu zu diskutieren und neu zu definieren. Angesichts der Massivität, mit der Big Data den Markt zu durchdringen droht, ist nur eines gewiss: Wir können es uns nicht leisten, diesen fundamentalen Fragen weiter auszuweichen, nur weil die Antworten schwer fallen.

René Mono arbeitet für den Thinktank „stiftung neue verantwortung“.
gefunden auf: http://www.cicero.de/salon/big-data-und-energieverbrauch-bedrohen-die-stromzaehler-der-zukunft-unsere-freiheit/59278

Forscher wollen Mähroboter verbieten: Beeinflussen die Gartenhelfer Teleskope?

In einem Streit laufen Astronomen derzeit Sturm gegen Mähroboter. Forscher des National Radio Astronomy Observatory (NRAO) protestieren gegen einen Antrag des US-Unternehmens iRobot, das vor allem für seine Roomba-Saugroboter bekannt ist. Grund: iRobot plant den Einsatz von Radiowellen, um seine Mähroboter zu steuern. Die Forscher fürchten dadurch eine Beeinflussung ihrer empfindlichen Teleskope.

Wie Bloomberg berichtet hat iRobot einen Antrag bei der amerikanischen Zulassungsbehörde FCC eingereicht (PDF). Daraus geht hervor, dass das Unternehmen an Mährobotern arbeitet, die sich anhand von Funkmästen orientieren.

Funk statt Draht zur Orientierung

Bislang setzen Hersteller von Mährobotern auf spezielle Kabel, die mit Heringen am Boden befestigt werden. Diese Kabel begrenzen das Areal, in dem der Roboter mäht. iRobot will stattdessen Funkmasten einsetzen, die dem Roboter per Funkpeilung seine Position verraten. Vier bis neun dieser Masten sollen für einen typischen Garten nötig sein, die Höhe liegt bei maximal 60 Zentimetern.                                                                                                                                                                                                                        Eingrenzung per Signaldraht: iRobot will stattdessen Funkmasten einsetzen.
Eingrenzung per Signaldraht: iRobot will stattdessen Funkmasten einsetzen

Das Problem der Wissenschaftler: Funken sollen diese Masten in einem Frequenzbereich um 6 GHz. Damit würden sie möglicherweise die Teleskope stören, mit denen aktuell die Milchstraße kartiert wird. Statt auf Funkmasten solle iRobot lieber auf GPS setzen, sagte ein Sprecher des NRAO. Außerdem dürften die Mäher nur ab einem Abstand von 89 Kilometern zu den Teleskopen betrieben werden. iRobot hält dagegen und nennt die Chance einer Beeinflussung verschwindend gering, zumal Hügel und Bäume die Signale der Masten abschwächen. Das Unternehmen will den Einsatz außerdem per Hinweis im Handbuch auf Wohngebiete begrenzen.

gefunden auf: http://www.chip.de/news/Forscher-wollen-Maehroboter-verbieten-Beeinflussen-die-Gartenhelfer-Teleskope_77989925.html?obref=outbrain-www-fol                                              

Mittwoch, 13. Mai 2015

Wissenschaftler rufen zum Schutz vor EMF auf

194 Wissenschaftler, viele davon Lehrstuhlinhaber, aus 39 Ländern, die zu den Wirkungen der nicht-ionisierenden Strahlung des Mobilfunks forschen, fordern in einem Appell an die UNO und WHO, sich in ihrem Umweltprogramm mit den Gesundheitsrisiken zu befassen:

"Zahlreiche kürzlich erschienene wissenschaftliche Publikationen zeigen, dass EMF – deutlich unterhalb der meisten international und national geltenden Grenzwerte – auf lebende Organismen einwirken. Die Wirkungen umfassen ein erhöhtes Krebsrisiko, zellulären Stress, einen Anstieg gesundheitsschädlicher freier Radikale, genetische Schäden, Änderungen von Strukturen und Funktionen im Reproduktionssystem, Defizite beim Lernen und Erinnern, neurologische Störungen und negative Auswirkungen auf das Allgemeinbefinden der Menschen. Wie die sich mehrenden Belege für schädliche Auswirkungen auch auf die Pflanzen- und Tierwelt zeigen, reicht die Bedrohung weit über die Menschheit hinaus."

Die Unterzeichner des Appells kritisieren, dass die geltenden Grenzwertregelungen (ICNIRP-Richtlinien) wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren:

"Nach unserer Überzeugung sind die ICNIRP-Richtlinien schon deshalb nicht geeignet, die Gesundheit der Menschen zu schützen, weil sie die Bereiche Langzeit-Exposition und Wirkung niedriger Intensitäten nicht berücksichtigen...Da die Grenzwertfestlegung zur Verhinderung schädlicher gesundheitlicher Wirkungen kontrovers beurteilt wird, schlagen wir vor, dass die  Vereinten Nationen (UNEP) sich in ihrem Umweltprogramm mit der Angelegenheit befassen und Mittel für einen unabhängigen interdisziplinären Ausschuss
bereitstellen, welcher das Für und Wider von Alternativen zur derzeitigen Praxis erforscht und prüft...".


Die Wissenschaftler stellen 9 Forderungen auf:
  1. Kinder und Schwangere besonders geschützt werden;
  2. Richtlinien und Ausführungsbestimmungen verbessert werden;
  3. die Hersteller ermuntert werden, sicherere Technologien zu entwickeln;
  4. die Einrichtungen, die für Erzeugung, Weiterleitung, Verteilung und Überwachung der Elektrizität verantwortlich sind, angemessene Stromqualität bereithalten und ordnungsgemäße elektrische Leitungsnetze bereitstellen, um schädlichen Streustrom möglichst gering zu halten;
  5. die Öffentlichkeit über die möglichen gesundheitlichen Risiken elektromagnetischer Felder vollständig aufgeklärt und über Maßnahmen zur Verminderung der Schädlichkeit unterrichtet wird;
  6. medizinisches Fachpersonal über die biologischen Wirkungen elektromagnetischer Felder unterrichtet und für die Behandlung elektrosensibler Patienten ausgebildet wird;
  7. die Regierungen für Ausbildung und Forschung zum Thema elektromagnetische Felder und Gesundheit Mittel bereitstellen, und zwar unabhängig von der Industrie und von der Forschung, die von der Industrie in Auftrag gegeben wird;
  8. die Medien finanzielle Verbindungen von Experten zur Industrie offenlegen, wenn sie deren Meinung zu Gesundheits- und Sicherheitsaspekten EMF-emittierender Technologien zitieren; und
  9. für Elektrosensible weiße Zonen (strahlungsfreie Gebiete) ausgewiesen werden.

Internationaler Appell. Wissenschaftler rufen zum Schutz vor nicht-ionisierenden elektromagnetischen Feldern auf >>>pdf [542 KB] 

Montag, 11. Mai 2015

Handystrahlung verändert Blutwerte bei Kühen


Tierarzt weist Auswirkungen von Handystrahlung nach – was heisst das für den Menschen?
Das Schweizer Mobilfunknetz ist fast am Anschlag. 6000 der insgesamt 15 000 Antennen sind ausgelastet. In einem Bericht vom Februar schlägt der Bundesrat deshalb verschiedene Optionen vor, um die Mobilfunknetze zukunftstauglich zu machen. Beispielsweise durch den Bau von mehr Antennen oder durch die Lockerung der Grenzwerte. Und zwar indem die erlaubte Feldstärke verdoppelt würde. Denn die Grenzwerte sind hierzulande rund zehnmal tiefer als in Deutschland oder Österreich. Und bei einer Verdoppelung der Grenzwerte könnte die Netzkapazität ungefähr vervierfacht werden.

Doch was heisst das für Mensch und Tier? Seit Jahrzehnten untersuchen Wissenschafter, ob elektromagnetische Felder tatsächlich krank machen. Jetzt zeigt eine neue Studie, dass Handystrahlung Auswirkungen auf den Organismus von Kühen hat. Nachweisen konnte dies Michael Hässig, Veterinärmediziner am Tierspital der Universität Zürich.

In einem wissenschaftlichen Versuch setzte der Forscher zehn Kühe über längere Zeit Handystrahlen aus – und zwar in einer Stärke, wie sie in der Nähe von Handymasten üblich ist. Vorher, unmittelbar nachher sowie einen Monat später untersuchte er das Blut der Wiederkäuer. Dabei zeigte sich: Die Bestrahlung hat die Aktivität der Enzyme, die den pH-Wert im Blut regeln, beeinflusst. «Um 10 Prozent des Normalbereiches haben sich die Blutwerte während der Bestrahlung verändert», sagt Hässig. Ob die Tiere krank werden oder weniger Milch geben, steht noch nicht fest. Ein pH-Wert im Normalbereich ist jedoch für alle Stoffwechselvorgänge wichtig.

Einen Effekt konnte Hässig in einer weiteren Untersuchung nachweisen: «Wenn nahe beim Stall einer trächtigen Kuh eine Handyantenne steht, ist das Risiko signifikant erhöht, dass das Kalb an grauem Star erkrankt.» Bei 253 untersuchten Kälbern sei bei 79 Tieren leichter grauer Star diagnostiziert worden, und 9 Tiere hatten den schweren grauen Star, heisst es im Bericht. Dieses Problem bekomme eine immer grössere Bedeutung – besonders in der dicht besiedelten Schweiz mit einem hohen Stand an Technisierung.

Auf die Frage, ob man durch seine Resultate auch auf eine Gefährdung beim Menschen schliessen kann, antwortet Hässig: «Prinzipiell ja.» Jedoch seien Nutztiere ortsgebundener als Heimtiere oder Menschen und können dadurch Strahlung weniger gut ausweichen.

Für Yvonne Gilli, Nationalrätin der Grünen und Mitglied des Vereins Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz, verdichten die neuen Studienresultate Hinweise, dass eine Gefahr auch für den Menschen besteht. Weil bei den Kühen offensichtlich kein Placebo-Effekt entstehe, könnten diese Resultate auch Forschungsergebnisse aus der Humanmedizin stützen, sagt Gilli. Denn Studien beim Menschen zeigen, dass Elektrosmog biologische Effekte im menschlichen Organismus auslöst – beispielsweise Veränderungen der Hirnströme oder eine verminderte Spermienqualität. Für eine abschliessende Beurteilung würden aber Langzeitstudien fehlen. «Die rasante Entwicklung der Funktechnologie ist der Forschung eine Nasenlänge voraus», sagt Gilli. Und Hässig fügt an: Weil man die Auswirkungen der neusten Technologien noch nicht genau kenne, sollten die Grenzwerte nicht erhöht werden.

Anders sieht dies die Swisscom. «Würden die sehr strengen Anlagegrenzwerte gelockert, müssten weniger zusätzliche Antennen erstellt werden, um die Mobilfunknetze kunden- und wirtschaftsgerecht auszubauen», sagt Olaf Schulze, Sprecher der Swisscom. Wie viele Antennen dadurch eingespart werden könnten, sei aber nicht abschätzbar.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft die Nutzung von Handygeräten als potenziell krebserregend ein. Über Handyantennen sagt die WHO allerdings, dass keine Gefahr bestehe. 



http://www.schweizamsonntag.ch/ressort/nachrichten/handystrahlung_veraendert_blutwerte_bei_kuehen/

Dienstag, 5. Mai 2015

Wecker kocht Kaffee: Neuer Smart-Standard vernetzt alle Geräte im Haus

Wecker kocht Kaffee: Neuer Smart-Standard vernetzt alle Geräte im Haus
 Connected Comfort
Küche, Wohnzimmer und Bad sollen automatisch auf den Hausbesitzer reagieren und untereinander kommunizieren, etwa um beim Weckerklingeln die Jalousien zu öffnen, den Kaffee vorzubereiten und die Heizung im Bad einzuschalten.

Funkstandards im Smart Home-Bereich gibt es viele, aber nur die wenigsten sind zueinander kompatibel. Einige Hersteller versuchen daher möglichst viele davon in ihren Geräten unterzubringen, damit sich der Nutzer nicht auf ein bestimmtes System beschränken muss. Trotzdem bleiben die meisten Verbindungen Insellösungen. Dem will nun ein Zusammenschluss der vier Luxus-Marken Miele, Dornbracht, Gira und Revox mit dem Connected Comfort getauften Standard entgegenwirken. Die Idee: Eine gemeinsame Schnittstelle, über die Haushaltsgeräte herstellerübergreifend kommunizieren können.

Connected Comfort: Schlafzimmer steuert Kaffeemaschine
Der Standard ist zwar vorerst auf diese vier Hersteller begrenzt, das Smart Home umfasst damit aber trotzdem die meisten Bereiche, darunter Küchen- und Multimediageräte, Badinstallationen und Alarmanlagen. So könnte etwa der morgendliche Wecker automatisch die Kaffeemaschine einschalten, die Heizung das Bad auf Wohlfühl-Temperatur bringen und die Anlage einen Radiosender spielen. Connected Comfort-Geräte sollen über den Fachhandel verkauft und montiert werden.
Wie Sie jeden Haushalt für wenig Geld smart aufrüsten, lesen Sie in unserem Artikel “Das intelligente Haus” – und Smart Home-Sets für Einsteiger finden Sie in unserer Übersicht “Smartes Heim, Glück allein”.  (man)